von Julia
Im Leben habe ich oft Angst mich angreifbar zu machen, wenn ich etwas von mir preis gebe. Beim Malen ist das anders. Alles, was ich mich nie getraut habe auszusprechen kann ich auf der Leinwand ausdrücken. Dinge, die längst vorbei sind und von denen ich nicht einmal wusste, dass sie mich noch bewegen, bekommen mit den Farben und Formen neues Leben.

Angst auf die Leinwand zu bringen kann helfen, aus dem Gefühl herauszutreten und es „von außen“ zu betrachten. Das hilft, eine andere Perspektive einzunehmen und sich ernsthaft mit seinen Gefühlen auseinander zu setzen. Oft passiert es mir, dass ich ein Bild mit einem bestimmten Gefühl male und wenn ich auf das Ergebnis schaue, sehe ich auf einmal noch ganz andere Gefühle, die ich in mir noch gar nicht zulassen oder zuordnen konnte.

Fürs Malen gibt es kein Timing. Seit ich nur noch im Home Office arbeite stehe ich zwischendurch immer wieder einfach auf und trage eine Farbe auf die Leinwand, die ich gerade in meinem Bauch fühle. Das kann Freude, Ärger, Nervosität, Traurigkeit oder was auch immer sein. Ich weiß eigentlich zu Beginn nie so wirklich, wie ein Bild am Ende aussehen wird. Ich male aus dem Bauch und aus dem Herzen, ohne Sinn und Verstand. Inspiration hole ich mir viel in der Natur.